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Wir Magierauner
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Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch)
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Lilta Anoriën Priesterin
Anzahl der Beiträge : 846 Anmeldedatum : 17.06.13
Thema: Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch) Mo Aug 05, 2013 10:00 pm
Pat Diver, der Tinker, war ein Mann, der an das Wanderleben gewöhnt war und auch an ungewöhnliche Nachtquartiere. Er hatte schon in rauchigen Blockhütten mit Bettlern die Decke geteilt, er hatte in den wilden Bergen von Innishowen schon in der Ecke einer Destille geschlafen, in der man Schnaps brannte, er hatte sein müdes Haupt schon auf nackten Heideboden gebettet. Er hatte im Graben geschlafen, kein anders Dach über dem Kopf als das Himmelsgewölbe, aber all diese Nächte voller Abenteuer waren zahm und blaß, verglichen mit dem, was ihm in jener besonderen Nacht zugestoßen war.
Am Tag, der dieser Nacht vorausging, hatte er alle Kessel und Pfannen in Moville und Greencastle geflickt und war auf dem Weg nach Culdaff, als die Nacht ihn auf einer einsamen Gebirgsstraße einholte. Er klopfte an so manche Tür auf der Suche nach einem Nachtlager, während der er das Halflpence-Stück in seiner Tasche klingeln ließ, wurde aber überall abgewiesen. Wo war die vielgerühmte Gastfreundlichkeit von Innishowen, auf die man sich doch immer sollte verlassen können? Was hatte es für einen Zweck, daß man ein Geldstück besaß, sogar zahlen wollte, wenn die Menschen alle so mißtrauisch waren. Dies bedenkend, ging er auf ein Licht zu, das etwas weiter in der Ferne stand und klopfte schließlich auch dort an. Ein alter Mann und eine Frau saßen vor dem offenen Feuer."Würden sie mir ein Nachtlager geben, Herr?" fragte Pat respektvoll. "Wißt ihr eine Geschichte zu erzählen?" fragte der alte Mann. "Nein, Herr, könnte nicht behaupten, daß ich ein guter Geschichtenerzähler wäre", erwiderter der erstaunte Tinker. "Dann macht mal, daß ihr weiterkommt. Wir nehmen hier nur Leute, die eine gute Geschichte wissen." Das war in einem so entschiedenen Tonfall gesagt, daß Paddy gar nicht mehr wagte, noch etwas einzuwenden, sonder sich zögernd abwandte, um seine traurige Reise fortzusetzen.
"Eine Geschichte!" murmelte er kopfschüttelnd, "Märchen, wie sie alte Weiber den kleinen Kindern erzählen!" Als er sein Bündel mit den Werkzeugen aufnahm, bemerkte er, daß hinter dem Wohnhaus eine Scheune stand, und geleitet vom Mond, der inzwischen aufgegangen war, fand er seinen Weg dahin. Es war eine saubere, geräumige Scheune mit einem hohen Strohhaufen in der einen Ecke. Hier war ein Nachtquartier, das nicht zu verachten war. Pat wühlte sich ins Stroh und war bald eingeschlafen. Er konnte noch nicht lange geschlafen haben, als er von dem Geräusch von Füßen geweckt wurde. Vorsichtig schaute er durch die Öffnung in dem Stroh, das ihn bedeckte. Er sah vier riesige große Männer hereinkommen. Sie zerrten hinter sich eine Leiche her, die sie roh auf den Boden warfen. Dann zündeten sie ein Feuer mitten in der Scheune an, befestigten die Leiche an einem Seil und hängten sie an einem der Deckenbalken auf. Es schien so, als sollte der Tote von allen Seiten geröstet werden, denn einer der vier stand am Feuer und stieß die Leiche immer wieder an, damit sie sich drehte.
"Komm du doch mal", sagte er nach einer Weile zu dem größten unter den vier, "ich bin's leid. Jetzt kannst du dich ja mal um ihn kümmern." "Eh, warum ich denn ...." erwiderte der große Mann. "Da steckt doch dieser Pat Diver unter dem Stroh, warum nehmen wir ihn nicht mal ran dazu?" Unter großem Lärm riefen die vier den armen Pat, der, als er sah, daß es keinen Ausweg gab, sich sagte, es sei doch klüger hervorzukriechen, solange er noch gebeten wurde. "Also Pat", sagten sie, "du hälst die Leiche da in Bewegung, aber wenn du sie verbrennen läßt, knüpfen wir dich dort auf und rösten dich auch mal ein wenig." Pat standen die Haare zu Berge, und kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, aber was blieb ihm anderes übrig, als sich dieser fürchterlichen Arbeit zu unterziehen.
Als sie sahen, daß er eifrig bei der Sache war, gingen die riesigen Männer fort. Bald jedoch schlugen die Flammen so hoch, daß sie das Seil versengten und die Leiche schlug mit einem dumpfen Geräusch am Boden auf. Funken und Asche flogen herum, der der Kopf war direkt in die Glut gefallen. Mit einem Aufschrei entwich der Wächter durch die Scheunentür und rannte draußen um sein Leben. Er rannte so lange, bis er vor Müdigkeit fast umfiel, und als er merkte, daß er sich in einer Senke, die mit hohem Gras bewachsen war, befand, überlegt er sich , hier werde es sich bis zum Morgen schon aushalten lassen. Aber kaum hatte er sich hingelegt, da hörte er schon wieder die schweren Schritte, und er sah die vier Männer, von denen der eine die Leiche über der Schulter trug. Er ließ seine Last auf den Boden fallen, atmete schwer und sagte dann: "Ich bin müde. Jetzt ist mal jemand anders dran, sich mit ihm ein Stück abzuschleppen." "Nicht ich", hörte Pat eine andere Stimme sagen, "aber da liegt Pat Diver, er soll herkommen und die Leiche ein Stück tragen." "Komm, komm ..."riefen die Männer, und Pat, fast tot vor Angst, richtete sich aus dem Gras auf. Er taumelte unter dem Gewicht der Leiche dahin, bis sie Kiltown Abbey, eine mit Efeu überwucherte Ruine, erreichten, wo eine braune Eule die ganze Nacht lang schreit und vergessene Tote unter den Mauern unter dichtem Gestrüpp von Unkraut schlafen. Zu dieser Zeit wurde dort niemand mehr beigesetzt, aber Pats riesige Gefährten liefen zu dem verwilderten Friedhof und begannen damit, eine Grube auszuheben. Als Pat sah, wie beschäftigt sie waren, überlegte er sich, daß er doch versuchen könne zu entkommen, und er kletterte auf einen hohen Schwarzdornstrauch am Zaun, in der Hoffnung, sich in dessen Zweigen zu verstecken.
"Ich bin's leid", sagte der Mann, der in der Grube stannd, "hier nimm den Spaten und mach du weiter." "Ich nicht", erwiderte ein anderer, "aber Pat Diver sitzt ja da in den Ästen, wie wäre es, wenn er herunterkäme und sich mal beteiligen würde." Also kam Pat angstvoll herunter und griff sich den Spaten, aber eben in diesem Augenblick begannen auf einem Gut in der Nähe die Hähne zu krähen. Da sahen die riesigen Männer einander an. "Wir müssen fort", sagten sie, "du hast Glück gehabt, Pat Diver, daß die Hähne krähten, denn sonst hätten wir dich samt der Leiche gleich mit unter die Erde gebracht."
Zwei Monate vergingen, und Pat wanderte durch die Grafschaft Donegal, hierhin und dorthin, als er an einem Markttag nach Rashoe kam. Unter der Menge, die den "Diamond" füllte, sah er plötzlich einen großen Mann. "Wie geht's Pat Diver? sagte er, beugte sich zu ihm herunter und sah dem Tinker in die Augen. "Ihr seid mir gegenüber im Vorteil, Herr, denn ich habe nicht das Vergnügen, Euch zu kennen", stammelte Pat. "Was, du kennst mich nicht mehr, Pat?" .... Geflüster. - "Nun, wenn du diesmal nach Innishowen zurückkommst, hast du aber eine Geschichte zu erzählen!"
Rajderah Ninat Priesterin
Anzahl der Beiträge : 1226 Anmeldedatum : 18.06.13 Ort : Me World - Alter: 18
Thema: Re: Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch) Fr Aug 09, 2013 7:43 pm
Oh ja, diese Geschichte ist auch mir bekannt... wenn auch in einer andren Fassung.. ein paar Details sind anders. doch ich mochte diese Geschichte schon immer ^^
Lilta Anoriën Priesterin
Anzahl der Beiträge : 846 Anmeldedatum : 17.06.13
Thema: Re: Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch) Sa Aug 10, 2013 8:33 am
Nun vermögt ihr euch zu erinnern, in wie fern sich die euchbekannte Fassung von der diesigen hier unterscheidet? Ihr habt mein Interesse geweckt^^
Rajderah Ninat Priesterin
Anzahl der Beiträge : 1226 Anmeldedatum : 18.06.13 Ort : Me World - Alter: 18
Thema: Re: Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch) Sa Aug 10, 2013 10:14 am
Natürlich erinnere ich mich gern. ^^ Ich bin im Besitz eines Keltischen Märchenbuches. In diesem steht ein Märchen wie, "Der Bursche der keine Geschichte kannte"
Und diese ging so:
Spoiler:
Da war einmal ein junger Bursche, Paddy Ahern. Er war freundlich zu jedermann, und doch nicht gerade willkommen in den Häusern der anderen, denn man hätte statt seiner auch einen Stein in die Ecke setzen können. Ja, stumm wie ein Stein war Paddy, wenn es darum ging, die anderen zu unterhalten. Kein Lied konnte er singen, keine Geschichte erzählen, ja nicht einmal ein Rätsel oder einen Witz konnte Paddy zum Besten geben.
Einmal arbeitete Paddy für Bauern in einer Gegend von Limensick, mal für diesen, mal für jenen, und er übernachtete dort, wo es sich gerade anbot. Aber bald merkte er, dass er auch hier nicht wilkommen war in den Häuser, in denen er über Nacht blieb. Denn die Leute waren zwar gastfreundlich, aber sie erwarteten doch, dass er als Fremder Neuigkeiten zu erzählen hätte oder den Abend durch Lieder und Geschichten verkürzen könnte. Der arme Paddy war betrübt, aber was sollte er tun?
So ging er eines Abends einen einsamen Weg entlang, denn er hatte noch keine Unterkunft für die Nacht gefunden. Da sah er auf einmal ein Licht in einem Haust etwas abseits mitten im Feld. Paddy sprang über den Straßengraben, ging auf das Haus zu und klopfte an die Tür. Es war ein seltsames Haus, groß und dunkel, und die Tür öffnete ein seltsamer großer und dunkler Mann. "Willkommen, Paddy Ahern!", sagte der Mann. "Komm herein und setz dich ans Feuer." Paddy wunderte sich, dass der Mann seinen Namen wusste, aber er traute sich nicht zu fragen, denn es war wirklich ein seltsamer Ort. Sie aßen zusammen, und dann zeigte der Mann Paddy wo er schlafen konnte, Paddy zog seine Kleider aus und legte sich hin, müde wie er war.
Aber viel schlaf bekam er nicht in dieser Nacht. Denn kaum hatte er die Augen zu gemacht, da schlug krachend die Tür auf, und drei Männer kamen herein, sie trugen einen Sarg - er schien sehr schwer zu sein. Vom Hausherrn war nichts zu sehen. "Wer hilft uns nun, den Sarg zu tragen?", fragte einer der Männer die beiden anderen. "Paddy Ahern, wer sonst?!", sagten sie.
Nun musste der Paddy aufstehen, sich anziehen und mit einen der Männer ans Fußende des Sarges gehen, die beiden anderen gingen ans Kopf ende, und dann trugen sie den Sarg aus dem Haus über die Wiese, weiter und immer weiter querfeldein durch Gräber und Hecken. Es dauerte nicht lange, da war Paddy völlig durchnässt, schmutzig und ganz zerkratzt. Wenn Paddy stehen blieb, um zu verschnaufen, schimpften die Männer in aus, und wenn er stolperte und hinfiel, so traten sie ihn mit Füßen, bis er wieder aufstand. Ihm war hundeelend. Schließlich kamen sie an eine mannshohe Mauer - schrecklich einsam war es dort. "Wer hebt nun den Sarg über die Mauer?", fragte einer der Männer. Paddy Ahern, wer sonst?!", sagten die beinden anderen. Und nun musste Paddy ganz allein den schweren Sarg über die Mauer wuchten, das war kaum zu schaffen. Als er endlich den Sarg über die Mauer gebracht hatte, sah er, das sie auf einem Friedhof standen. Paddy konnte sich kaum auf den Beinen halten. Aber die Männer ließen ihm keine Ruhe.
"Wer gräbt nun das Grab?", fragte einer. "Paddy Ahern, wer sonst?!", Sie gaben ihm einen Spate und Paddy schaufelte ein Grab. Als die Grube endlich ausgehoben war, sagte eienr der Männer: "Wer öffnet nun den Sarg?" - "Paddy Ahern, wer sonst?!" Paddy wäre fast gestorben vor Angst, aber was blieb ihm übrig? Er kniete sich nieder, öffnete mit zitternden Finger den Sarg und nahm den Deckel ab. Und stellt euch vor: Der Sarg - wo schwer er war - war leer.
"Wer legt sich nun in den Sarg?" - "Paddy Ahern, wer sonst?!" Die drei Männer wollten Paddy packen, aber der wartete nicht länger, er sprang auf, und sprang über die Mauer und lief davon über die Felder, so schnell er konnte. Und die drei Männer hinter ihm her, sie schrien und johlten, eine schöne Hetzjagd war das! Paddy rannte und rannte wie nie zuvor in seinem Leben, und doch hätten die drei Männer ihn mehr als einmal fast gepackt, aber irgendwie konnte Paddy ihnen immer wieder im letzen Augenblick entwischen.
Da sah er in der Ferne ein Licht in einem Fenster, und er rannte darauf zu. "Macht auf", schrie er schon von weitem, "macht auf, um Himmels willen, und rettet mich!" Die Tür ging auf, und Paddy stürzte hinein in die Küche. Und wer hatte die Tür geöffnet? Ein seltsamer, großer dunkler Mann. Das war zuviel für Paddy, ohnmächtig brach er zusammen.
Als Paddy wieder zu sich kam, war es heller Tag und er lag in dem Bett, in dem er am Vorabend eingeschlafen war. Der Hausherr kochte in der Küche Tee. Sonst war niemand zu sehen. "Ah, bist du endlich wach, Paddy?", fragte er. "Ich hoffe du hast gut geschlafen?" "Ganz und gar nicht", sagte Paddy. "Völlig zerschlagen bin ich von dem, was ich heute Nacht erlebt habe. Und ich bleibe nicht eine Minute länger in diesem Haus. Ich gehe!" Er stand auf und schlüpfte in seine Kleider, die vor dem Bett lagen. Ja, aber die waren sauber und trocken, ohne Risse, ohne flecken, ohne irgendeine Spur von den Erlebnissen in der vergangenen nacht. Paddy wusste nicht, was er davon halten sollte, er nahm sein Bündel und ging rasch zur Tür. "Hör mal, Paddy", sagte da der Hausherr "du hast mir Leid getan, wie du so umhergezogenen bist ohne Lieder, ohne Geschichte. Aber sag doch selbst, bevor du gehst: Hast du nun nicht eine schöne Geschichte zu erzählen?" Paddy gab keine Antwort, sondern machte, dass er hinauskam, und erst als er über den Straßengraben gesprungen war, schaute er noch einmal zurück - aber da war nichts, keine Spur von einem Haus, nur blanke Felder, auf denen Schafe weideten.
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Der Tinker der keine Geschichte mehr kannte (Irisch)