Als eines Tages Fionn Mac Cumhaill und die übrigen Fenier sich in den Bergen
auf Jagd befanden, begann es zu schneien, ein heftiges Schneetreiben, und
bevor sie alles Wild eingesammelt hatten, brach die Nacht über sie herein.
Müde und erschöpft, wie sie waren, machten sie sich auf, zu ihren Häusern
hinunterzugehen. Als sie so müde und schwerfällig dahinstapften, kamen sie
zu einer grauen Hütte am oberen Ende eines Tales und traten ein, um sich
darin auszuruhen. Sie machten ein Feuer. Und während sie warteten, bis das
Geflügel gar gekocht war, begannen sie zu lärmen und ließen die Trinkhörner
fleißig kreisen, indem sie Geschichten aus alten Zeiten erzählten. Wie
üblich, rühmten sie sich der Tapferkeit ihrer Vorfahren, und sie verschworen
sich allesamt, dass ihnen jeder Mensch und jedes Tier leid tun könne, das sie
diese Nacht stören würde oder Fionn beleidigen wolle. Mitten unter diesen
Reden kommt ein schlanker, brauner Hase herein, und ohne auf sie acht zu
haben oder sie zu fürchten, macht er ein oder zwei Runden um die
Feuerstelle, indem er die Asche bis zu den Dachsparren aufwirbelt und hinaus
mit ihm.
Das machte sie nicht weniger mutig. Sie sprangen hinter ihm her, aber als
sie hinauskamen, da war der Nebel so dicht und die Dunkelheit, die über sie
kam, dass sie einander nicht mehr sehen konnten. Fionn und seine zwölf
Gesellen folgten dem Hasen über Stumpf und Stein, über den Talschluss hinaus,
und sie verloren ihn nicht aus ihren Augen, bis er durch das Fenster eines
wackeligen Hauses sprang, das ihnen plötzlich im Wege stand, an der Seite
eines grünen Hügels. Und was hätte das schon für ein Haus sein sollen als
das von Gelbgesicht, einem Riesen, der von verzauberten Ebern und
Menschenfleisch lebte?
Neugierig gingen sie hinein, fanden aber keine Spur von dem Hasen. Eine Frau
war darinnen mit Backen beschäftigt, denn das Gelbgesicht war noch nicht von
seiner Jagd im Gebirge zurückgekehrt. Sie gab ihnen Fleisch und Trank und
sagte, dass sie sich nun am besten aus dem Staube machten, bevor Gelbgesicht
zurückkäme. Fionn erwiderte, dass sie nie vor einem Mann geflohen seien, und
dass sie auch bei Gelbgesicht nicht damit beginnen würden. Und so machten sie
es sich im Hause bequem. "Wartet es nur ab", sagte das Weib.
Wenn es wahr ist, so hatten sie es sich kaum bequem gemacht, als sie
plötzlich Holterdiepolter an der Tür hörten, und wer war das anders als
Gelbgesicht und seine Gesellen mit einem großen, riesigen, mit Todeshauern
bewehrten Eber auf dem Rücken. Er beutelte sich den Schnee ab, sodass die
Schwelle und die Grundfesten des Hauses erbebten. "Ich rieche den Geruch von
Fremden, Weib, wen hast du hier?" fragte das Gesicht. Das Weib erzählte ihm
von den Gästen, die sie besucht hatten. "Raus mit euch, Fionn und ihr Kerle,
nehmt uns die Bürde ab!" rief das Gesicht. Fionn verweigerte niemandem
etwas, und so sandte er sechs hin zu dem Gesicht. Aber kaum hatten sie die
Schwelle überschritten, als das Gelbgesicht sie mit seiner Zauberrute
berührte und sie in Steinsäulen verwandelte, die er an der Nordseite der Tür
aufstellte, um die Schloßen und den Wind fernzuhalten. Dann schleppten er
und seine Gesellen den Eber herein. Sie schabten ihn kaum oberflächlich ab,
und das Weib steckte es, das Schweineaas, wie es war, in den Kessel. Bevor
das Wasser noch zu singen oder zu kochen begann, trieb das Gesicht den Spieß
in das Tier, riss es heraus, und ohne viel zu fackeln machten er und seine
Gesellen sich darüber her. Die Knochen, so wie sie sie abgenagt hatten,
warfen sie Fionn und seinen Männern zu. Das war eine schlechte Kost, aber
was hätte man tun sollen?
Fionn war still und nachdenklich, was niemanden zu wundern braucht. Sobald
der Eber in Stücke gerissen war, und das dauerte gar nicht lange, forderte
Gelbgesicht sein Weib auf, den goldenen Apfel zu bringen, um Fionn die lange
Winternacht zu verkürzen. Sie brachte den Apfel herunter und gab ihn dem
Riesen. Sie begannen sich den Apfel zuzuwerfen, und es dauerte gar nicht
lange, bis Gelbgesicht Fionns Gesellen erschlagen hatte. Da erkannte er, dass
er Fionn mit dem goldenen Apfel nicht überwältigen könnte, und er sagte, dass
es nun ans Ringen gehe. Jetzt geht es los mit den Griffen; aber wenn sie bis
heute gerungen hätten, so hätte er Fionn nicht zu Fall gebracht.
Als Gelbgesicht sah, dass er einen ebenbürtigen Gegner gefunden hatte,
verlangte er, dass sein Weib die Bratpfanne auf das Feuer setzen sollte,
damit Fionn sich seine Füße wärmen könne, denn gewiss litt er in dieser
kalten, frostigen Nacht unter kalten Füßen. Als die Bratpfanne rot glühend
war, stellten sie Fionn darauf, sodass seine Füße bis hinauf zu den Hüften
abbrannten. Nun war er nicht mehr imstande zu sitzen. Unter Gegröle stach
ihm nun Gelbgesicht den Fleischspieß durch beide Hinterbacken, sodass er sich
nicht mehr erheben noch auch sitzen konnte. Der Riese meinte, es wäre kein
Atemzug mehr in ihm und warf ihn abseits in einen Winkel.
Fionn war niemals in größerer Not als damals, aber er erinnerte sich, dass er
das Horn bei sich trug, und dass man es in allen fünf Provinzen Irlands hören
konnte. Sobald man im Haus zur Ruhe gegangen war, kroch er leise heraus bis
auf den Hügel hinauf und stieß dort dreimal in das Horn. Während der ganzen
Zeit waren die übrigen Fenier mit tränenerfüllten Augen und traurig auf der
Suche nach Fionn gewesen. Sie ließen keinen Winkel undurchsucht und hielten
ihn bereits für tot. Als sie schon aufgeben wollten, hörte der Braune
Diarmuid, Fionns Schwestersohn, mit einem Male das Horn und wusste, was er
davon zu halten hatte, dass nämlich Fionn in seiner Todesnot es blies. Er
verstand sehr wohl, dass die Sache schlimm stehe und er leistete einen Schwur
auf sein Schwert, dass weder Fleisch noch Trank über seine Lippen kommen
sollten, bevor er nicht dem Bruder seiner Mutter zu Hilfe gekommen wäre.
Diarmuid und seine Gefährten luden sich die Last wieder auf und nahmen den
Weg über Hügel und Ebene unter die Beine; und wenn es auch weit war, so
waren sie doch nicht lange unterwegs. Fionn fanden sie in einer traurigen
Lage, außerstande zu sitzen oder sich zu erheben, hinter einem Busch
versteckt. Diarmuid fragte, was ihm zugestoßen sei. "Nichts weiter", sagte
Fionn, und er erzählte ihm der Reihe nach, wie alles ergangen war, wie
Gelbgesicht alle seine Gefährten erschlagen habe und die schlechte
Behandlung, die ihm zuteil geworden, und er riet ihm, schleunigst
heimzukehren, damit ihm nicht Ähnliches widerfahre. Er war ganz wie sonst.
Diarmuid schwur, dass er nicht umkehren werde, ohne die Schande
wieder gut gemacht zu haben, und ohne ein weiteres Wort begab er sich in
das Haus des Gesichts.
Da war nur das Weib mit Backen beschäftigt, und sie gab ihnen Fleisch und
Trank und hörte sich ihre Geschichte an. Sie sagte ihnen, dass Gelbgesicht in
den Bergen auf der Jagd sei und dass sie sich besser aus dem Staub machten,
bevor er nach Hause komme, oder es möchte ihnen ergehen wie Fionn. "Sei dem,
wie auch immer", sagte Diarmuid, "wir werden nicht gehen, bevor wir die
Schande nicht wieder gut gemacht haben." Und sie ließen sich nieder. "Dann
wartet es nur ab!" sagte sie. Es währte nicht lange, bis sie Holterdiepolter
an der Tür hörten. Wer war schon da als das Gelbgesicht mit seinen Gesellen
mit einem großen, giftigen, hauerbewehrten Eber auf seinem Rücken? Er rührte
sich nur ein wenig, um den Schnee abzuschütteln, und erschütterte die
Schwelle und die Grundfesten. Und er rief: "Ich rieche den Geruch von
Fremden, Weib! Wen hast du hier heute Nacht?" Sie erzählte ihm von Diarmuid
und seinen Gefährten. "Raus mit den Leuten, Diarmuid, nehmt uns unsere
Bürden ab!" rief Gelbgesicht. Diarmuid selbst ging hinaus, und bevor sich
das Gesicht es versehen konnte, hatte er die Hälfte seiner Leute
allenthalben erschlagen und sie aufeinandergestapelt an der Südseite der Tür
gegenüber von Fionns versteinerten Gesellen. "Du bist ein böser Gast!"
sprach das Gesicht. "Wenn du nichts Schlimmeres von mir heute zu spüren
bekommst, dann brauchst du nicht klagen!" erwiderte Diarmuid. Und ohne viel
zu fackeln schleppte er den Eber hinein. Sie richteten ihn trefflich zu, er
und seine Gesellen, kochten ihn ordentlich und machten sich darüber her.
Jeden Knochen, den sie abgenagt hatten, warfen sie dem Gesicht und seinen
Gesellen hin. "Du bist ein böser Gast!" sprach das Gesicht. "Wenn du heute
Nacht nichts Schlimmeres von mir erlebst, klage nicht!" sagte Diarmuid. Und
er verlangte nach dem Apfel, um dem Gelbgesicht die lange Winternacht
abzukürzen. Das Weib brachte nun den Apfel herunter und das Spiel begann.
Schon beim ersten Wurf, den Diarmuid tat, erschlug er zwei von denen auf der
rechten Seite des Gesichts. "Du bist ein schlimmer Gast!" sagte das Gesicht.
"Wenn du nichts Schlimmeres heute Nacht von mir erlebst, klage nicht!"
erwiderte Diarmuid. Gelbgesicht warf den Apfel zurück, aber er verletzte
Diarmuids Gefährten nicht. Diarmuid tat den nächsten Wurf und erschlug zwei
zur linken Seite des Gesichts. So ging es immer weiter, während der Riese
ständig vor sich hin sprach: "Du bist ein schlimmer Gast", und Diarmuid
antwortete wie zuvor.
Als sie des Spiels mit dem Apfel müde waren, schlug Diarmuid dem Gesicht
vor, dass sie lieber eine Runde ringen wollten, und natürlich währte es nicht
lange, bevor das Gesicht auf den flachen Steinen auf dem Rücken lag. "Du
bist ein schlimmer Gast!" sprach der Riese, während er ein gequältes Grunzen
ausstieß. "Wenn du heute Nacht nichts Schlimmeres von mir zu verspüren
bekommst, klage nicht!" antwortete Diarmuid, und er forderte das Weib auf,
die Bratpfanne für ihn zu wärmen, denn gewisslich hatte Gelbgesicht von
seiner Jagd im Gebirge noch kalte Füße. Die Bratpfanne war rot glühend;
Diarmuid hob den Riesen in die Höhe und stellte ihn auf die Pfanne. "Oiteag,
oit, oit!" jammerte Gelbgesicht. "Nimm es nicht schwer", sagte Diarmuid,
"deine gelben Knochen würden ja nicht brennen, wenn ich dir nicht dazu
verhülfe!" Er hielt ihn auf die Bratpfanne, bis seine Beine zu den Hüften
hinauf abgebrannt waren. Nun war Gelbgesicht nicht mehr imstande zu sitzen
und flugs durchstach ihm Diarmuid beide Hinterbacken mit dem Bratspieß, und
nun hatte er nicht mehr die Kraft zu sitzen oder sich zu erheben, und
Diarmuid warf ihn in einen Winkel.
Als ihm das Gegreine des Riesen schon siebenmal zu lang war, ergriff ihn
Diarmuid bei der Hand und sprach: "Der Tod erwartet dich, Alter. Aber wo ist
dein Lösegeld? Und zahle mir das, was dein Spiel wert ist!" - "O, o",
jammerte Gelbgesicht, "ich habe kein Lösegeld außer einem Töpfchen mit
Balsam, das sich unter jenem Felsen befindet und Fionn heilen wird." Als
Diarmuid von dem Gefäß hörte, verlangte er kein anderes Lösegeld. Er meinte,
dass sein Oheim schon zu lange hinter dem Busche liege, und so ging er zu der
Höhle. Den Balsam in die Hand und hinaus zu Fionn! Er wäscht ihm damit seine
Wunden dreimal. Das erste Mal wachsen die Beine bis zu den Knien nach, beim
zweiten Mal bis zu den Knöcheln, und beim dritten Mal ist Fionn völlig
unverletzt, heil und lebendig wie je zuvor. Eine Handvoll Balsam aus dem
Töpfchen genügte auch, um Fionns Gesellen aus der Verzauberung zu lösen.
Dann trat er zu Gelbgesicht hin. "Elender Kerl!" sagte er. "Schwöre, dass du
niemals mehr den Feniern mitspielen oder sie verzaubern willst!" Gelbgesicht
schwur dies und vieles andere noch dazu, und Diarmuid gab ihm und seinen
Gesellen in Fülle von dem Balsam, und dann gingen sie auseinander. Um eine
lange Geschichte kurz zu machen: das Töpfchen mit dem Balsam verblieb bei
den Feniern, und auch ich habe es dort stehen lassen!